Im Westen endet die Stadt recht abrupt am Monte de San Pedro. Einen letzten Außenposten bildet die Aussichtsplattform oben auf dem Felsen, die von der Uferstraße über einen Fahrstuhl in Form einer Glaskugel zu erreichen ist (eine Fahrt: drei Euro). Der Bürgersteig wandelt sich hier in einen Fußweg, der von der Klippe hinunter ans Wasser führt und mit der Aussicht lockt, am Ende des Hügels freien Blick auf den Atlantik zu haben.
Nur wenige Spaziergänger verirren sich an dieses Ende der Stadt, es sind vor allem unentwegte Jogger, die mit verstöpselten Ohren vorbei traben und hin und wieder nutzen ein paar Radfahrer das Gefälle. Keiner von ihnen beachtet die Tafeln am Wegrand, die schon reichlich mitgenommen vom Wetter aussehen und etwas zur Geschichte des Hügels erzählen.
Demnach handelt es sich beim Monte de San Pedro nicht einfach um einen Felsen, sondern den westlichen Teil zum Wasser hin bildet eine Düne. Zum Beweis hat man auf zwei Quadratmetern die Grasdecke entfernt und die Fläche mit Glas abgedeckt, um den Sand darunter sichtbar zu machen. Die gewissenhafte Geste leidet allerdings unter dem mittlerweile fast blindem Glas.
Aufgeweht worden sei der Sand vor rund 28.000 Jahren, erzählt die Tafel, während der Würm-Kaltzeit (als die Alpen vollständig vergletschert waren und Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern während der gleichzeitigen Weichsel-Kaltzeit unter dem Eisschild lagen). Durch die Vereisung im Norden lag der Wasserspiegel am Monte de San Pedro um 50 Meter niedriger als heute, und der Wind häufte den Sand vom weitläufigen Strand am Felsen auf.
Eine zweite Tafel zitiert die apokalyptischen Erzählungen der Klimaforscher, denen zufolge der Wasserspiegel in den nächsten hundert Jahren zwischen elf und 77 Zentimetern ansteigt. Bei gleichbleibender Tendenz könnte der Wasserstand in 1900 bis 13.500 Jahren um 15 Meter ansteigen, rechnet die Tafel vor, dann stünde ein Großteil des Zentrums von Coruña unter Wasser und der Monte Alto samt dem Herkules-Turm wandelte sich zu einer Insel.
Auf 15 Meter bezieht sich die Tafel, weil der Wasserspiegel an dieser Stelle schon einmal diese Höhe erreicht haben soll: vor 85.000 Jahren. Zu dieser Zeit dauerte die Kaltzeit (Weichsel, Würm) schon seit 30.000 Jahren an.
NB: Das hiesige Fischeinwickelpapier, La Voz de Galicia, berichtete Ende Mai, Galicien erlebe den trockensten und wärmsten Frühling seit 50 Jahren. Mit durchschnittlich 14,9 Grad lägen die Temperaturen um 3,5 Grad höher als gewöhnlich. Gleichzeitig blieb der Niederschlag mit 126 Millimetern weit unter dem üblichen Schnitt von 330 Millimetern. Zuletzt, hielt die Stimme Galiziens fest, seien derartig niedrige Werte 1961 gemessen worden und vergleichbar sei nur der Rückgang des Niederschlags um 40 Prozent im Jahr 1982 gewesen. Wegen der Trockenheit seien die Stauseen der Region nur zu 73 Prozent gefüllt, im Gegensatz zu 80 Prozent im letzten Jahr. Eine deutsche Zeitung hätte sich in diesem Zusammenhang wohl kaum verkniffen, auf den Klimawandel hinzuweisen. Die Voz listet dagegen lieber die starken regionalen Unterschiede im Füllungsgrad der verschiedenen Stauseen auf.[1]
[1] Galicia vive la primavera más seca de los últimos 50 años
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