In Burkina Faso war ein exit poll geplant: Zur Parlamentswahl am 2.12.12 sollten die aus dem Wahllokal kommenden Wähler gefragt werden, welche Partei sie gewählt haben, um aus den so gewonnenen Daten eine Prognose zum Ausgang der Wahl zu erstellen. Leider scheiterte das Vorhaben auf politischer Ebene.
Im Vorfeld hatte die Wahlkommission einigen Aufwand getrieben. Da es kein Melderegister gibt wie in Deutschland, mussten sich die Wähler vorab wie in den USA in ein Wählerregister eintragen lassen. Um die Identität eindeutig sicher zu stellen, wurden die Wähler bei der Registrierung auch biometrisch erfasst - in erster Linie die Fingerabdrücke. Die Idee stellte sich bei der Wahl als ein regelrechter Schildbürgerstreich heraus, denn die gewählte Partei war auf dem Stimmzettel mit einem Fingerabdruck zu markieren. Das - erst einmal theoretisch - vollständig aufgehobene Wahlgeheimnis sollte nach der Zählung der Stimmen durch Vernichtung der Stimmzettel wieder hergestellt werden.
Die Wahl war nicht unbedingt von Vertrauen in den Ablauf begleitet. Es kursierten Gerüchte, wonach Interessenten bereit seien, für Wahlausweise, die zur Wahl berechtigen, 20.000 CFA Francs (ca. 30 Euro) zu bezahlen. Außerdem sei Wählern erzählt worden, mit dem Fingerabdruck links des Parteilogos stimmten sie für eine Partei, rechts davon gegen die Partei. Bestätigungen für die Gerüchte gab es nicht, aber sie kennzeichnen vielleicht die Atmosphäre, in der die Wahl stattfand.
Erwartungsgemäß hat die CDP, die Regierungspartei des langjährigen Präsidenten Campaoré, ihre absoulte Mehrheit - wenn auch mit Verlusten - verteidigt. Die Gründe für die Wahl der CDP sind teilweise ernsthaft: die Funktionäre der Partei erweckten überwiegend den Eindruck, die Entwicklung des Landes sei ihr wesentliches Anliegen, aber auch originell: Besser eine Partei wählen, die ihre Schäfchen bereits im Trocknen hat, als die Opposition, die erst einmal für das persönliche Wohlergehen ihrer Würdenträger sorgte.
Am Wahlsonntag bildeten sich Schlangen vor einigen Wahllokalen, andere wirkten dagegen völlig verschlafen. Der Aufbau war allerdings immer der gleiche: Rechts ein Tisch bei dem man gegen Vorlage des Wahlausweises die Unterlagen für die Parlamentswahl bekam. Damit ging es in die Wahlkabine und nachdem der Stimmzettel in einer großen durchsichtigen, mit Kabelbindern verschlossenen Plastikbox, die als Urne diente, gelandet war, konnte man am linken Tisch, erneut gegen Vorlage des Ausweises, den Stimmzettel für die gleichzeitig stattfindenden Kommunalwahlen bekommen. Da es für jede Wahl nur eine Wahlkabine gab, waren immer nur zwei Wähler gleichzeitig im Wahllokal. Leider schüttelte der Wächter am Eingang auf die Frage, ob es erlaubt sei, ein Foto zu machen, nach einigem Nachdenken vorsichtshalber den Kopf.
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