In orthodoxen Kirchen

Das Innere der Kathedrale des Hl. Sava in Belgrad, der größten christlich-orthodoxe Kirche in Südosteuropa und von ähnlichen Ausmaßen wie die Hagia Sophia in Istanbul, befindet sich weitgehend noch im Rohbau. Begonnen 1935, wurde der Bau durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen und erst nach 88 Eingaben 1985 weitergeführt. 2012 soll die Kirche fertig gestellt werden.

 Die Kathedrale des Hl. Sava in Belgrad soll ab 2012 die größte chistlich-orthodoxe Kirche sein
Die Kathedrale des Hl. Sava in Belgrad soll ab 2012 die größte chistlich-orthodoxe Kirche sein

Nach dem strahlenden Weiß des Äußeren, das im Sonnenschein die Augen blendet, verschleiert drinnen der in der Luft hängende Zementstaub den Blick. Zwei turmartige Gerüste ragen bis in die betongraue Kuppel hinauf, Baumaterial ist aufgestapelt, eine Gruppe von Arbeitern verliert sich auf der weitläufigen Fläche. Nur am jenseitigen Ende des Kirchenschiffs hängen einige bunte Heilige an der Wand, ansonsten ist die Kirche abgehängt und grau verputzte Wände warten auf Kacheln.

Für die Gläubigen haben die Geistlichen ein Provisorium in einem Seitenschiff geschaffen und mit Stellwänden einen Andachtsraum abgetrennt. Die Hämmer klingeln ohne Unterlass, die Rufe der Arbeiter hallen wieder, ein Gabelstapler kurvt durch die Baustelle und im Provisorium, in dem Ikonen, Heiligenbilder und Kreuze aufgestellt sind, dämpft der graue Staub die Farben.

Am Eingang stehen große Blechpfannen, mit etwas Sand und Wasser gefüllt, in denen die Gläubigen ihre kurz zuvor erworbenen Kerzen aufstellen können. Viele beschränken sich darauf eine Kerze anzuzünden, doch manche treten auch in die Mitte des Raumes, beten, so scheint es, und schreiten dann die aufgebauten Ikonen und Kreuze ab. Eine Reihenfolge scheint es nicht zu geben, aber vor jedem Bild wiederholt sich ein Ritual. Sie treten vor den Heiligen, bekreuzigen sich und verharren, bringen womöglich ihr Anliegen vor, fahren sich durchs Haar, oder kneten ein Taschentuch in den Fingern, und bekreuzigen sich dann erneut, bevor sie sich vorbeugen und das Bild mit den Lippen berühren. Dann schreiten sie weiter und wiederholen das Ritual vor dem nächsten Kreuz. Manch einer lässt den Moment der Andacht aus, schreitet einige Bilder, sich bekreuzigend und die Heiligen küssend, ab, und verwandelt den Andachtsraum so in einen Hindernis-Parcours. Einige der Gläubigen verlassen die Kirche dann rückwärts gehend, als sei ihnen eine Audienz gewährt worden, und bekreuzigen sich in Abständen immer wieder.

 Etwa zeitgleich zum ersten Bauvorhaben der Kathedrale wurde 1941 die Markuskirche fertig
Etwa zeitgleich zum ersten Bauvorhaben der Kathedrale wurde 1941 die Markuskirche fertig

In der Markuskirche sind ebenfalls Bilder von Heiligen aufgestellt - meist ein stilisiertes Gesicht, mal schmal, mal rund, mit und ohne Bart, und häufig mit einer segnend erhobenen Hand, vor einem einfarbigen, allenfalls mit Ornamenten versehenen Hintergrund - hier ruhen die Bilder auf hölzernen Kathedern, die am Rand des Bildes auch Schlitze für Spenden haben. Bei Heiligenbildern, die schlicht auf Tischen ausgelegt sind, behelfen sich die Gläubigen und klemmen Münzen oder Scheine unter den Rahmen. Während die Betenden von Bild zu Bild schreiten und dabei auch im Altarraum dem Ritual von Andacht und Verehrung folgen, kommt ein junger Mann dazu mit Putztuch und Glasreiniger in der Hand, um die hinter Glas liegenden Bilder einzusprühen und abzuwischen. Um die neben ihm betende Frau bekümmert er sich genauso wenig, wie sie sich durch ihn stören lässt.